Seit 2 Wochen bin ich nun in
Japan...warum ich erst jetzt was von mir hören lasse? Weil Tokyo
eine Stadt ist die einem keine freie Minute lässt.
Der Traum vom Fliegen endet in Dubai
Mit Emirates zu fliegen ist ein Traum.
30kg Gepäck, Fußraum, Unterhaltung vom
Film bis zur Fluginformation, Stewardesses mit
roten Käppchen und sogar das Essen war in Teilen gut. Trotz leichter
Verspätung erreichte ich Dubai früh genug um fest zu stellen, dass
ich diesen Flughafen in Zukunft meiden werde. Nach einem Marathon
durch das Chaos des völlig überfüllten und überhitzten Flughafens
fand ich schließlich Phu, ebenfalls deutsche, ebenfalls für ein
Jahr in Japan als Volunteer. Als wir im Flieger Richtung Narita saßen
hatten wir Dubai umgerechnet um 20 Euro reicher gemacht und dafür
zwei Flaschen Wasser erhalten.
Tage des kulturellen
Austauschs
Schon in den ersten
Stunden nach unsere Ankunft hatten sich zwei Vorurteile meinerseits
revidiert. Nummer 1: Japaner sehen sich alle irgendwie ähnlich.
FALSCH! Auch wenn Japaner von Natur aus dunkles Haar und dunkle Augen
haben, ähneln tun sie sich deshalb noch lange nicht. Da gibt es
helle Hauttypen und dunkle Hauttypen, runde, eckige, ovale
Gesichtsformen, hohe Nasen, kleine Nasen, große Nasen, den
muskelbepackten- sowie den femininen Japaner, dicke und dünne Frauen
einfach alles aber nichts ähnliches!
Nummer 2, allerdings
könnte man hier auch sagen Ausnahmen bestätigen die Regel: Japaner
meiden Körperkontakt. Als wir das ICYE Office erreichten und ich
meiner Gastmutter zum ersten Mal begegnete nahm sie mich nicht nur in
den Arm, sondern ließ mich gar nicht mehr los währen sie das Wort
„Kawaiiiiiii....“ (süß) wiederholte.
Meine Gastfamilie, bei der
ich während meiner Zeit in Tokyo wohnte war wundervoll. Ich fühlte
mich tatsächlich wie ein Mitglied der Familie.
Das Wochenende nach meiner
Ankunft verbrachte ich auf einem zwei tägigen Orientierungsseminar
mit anderen Volunteers, teilweise Japaner, die grade von einem
Auslandsaufenthalt zurück gekommen waren, teilweise den anderen 6
Volunteers aus Dänemark, Finnland, England und Deutschland die noch
ein Jahr in Japan vor sich haben. Wir begannen damit uns selber
vorzustellen, es folgte ein Workshop zum Thema Kulturschock und viele
Informationen. Warum ich die hier nicht näher erläutere? ALLES
während des Camps war auf Japanisch. Wenn ich großzügig urteile
habe ich ungefähr die Hälfte verstanden. Zum Glück hatte ich
Izumi, meine Kontaktperson in Japan an meiner Seite! Auch zum Thema
Kulturschock konnte ich nicht viel sagen, zu einem Zeitpunkt an dem
ich noch mit allem rechnete konnte mich auch noch nichts schocken.
Nach einer Sightseeingtour durch Harajuku und Shibuja folgte
japanisch Unterricht, unsere Welcome Party und der Besuch eines
japanischen Bades. Hier wuschen wir uns in einem großen Waschraum
eine halbe Ewigkeit nachdem wir, auch wirklich sauber, in ein
schwimmbadartiges Becken mit gefühlten 50° C Wassertemperatur
stiegen. Anschließend sah ich aus wie ein Japaner der Sake getrunken
hat: rot.
Die nächste Woche
verbrachten wir, die europäischen Volunteers, hauptsächlich im Büro
des ICYE´s mit Sprach- und Kulturunterricht.
Groß, größer, am
größten. Ein Eindruck...
Tokyo ist einfach
Wahnsinn... voll, schnell, riesig, anstrengend, nervig,
beeindruckend, interessant, unglaublich,einmalig! Ich war nie allein,
egal wann, bei welchem Wetter oder wo ich mich befand. Überall
Menschen, kaum Europäer. Überall Fahrradfahrer die während des
Fahrens mit ihrem Telefon beschäftigt sind. Überall Austos,
teilweise klein, wie Spielzeug, teilweise riesig. Um 18 Uhr ist es
dunkel und nur noch die unzähligen Leuchtreklamen und die hellen
Fenster der riesigen Gebäude sind zu sehen. Drückende, feuchte,
warme Luft.
Japan und ich
Das ich tatsächlich in
Japan bin merkte ich an Kleinigkeiten, beispielsweise als ich
versuchte Vanillekipferl zu backen. Der Großteil der japanischen
Haushalte hat keinen Ofen und so musste ich mich mit einer heißen
Platte begnügen. Dementsprechend sahen meine Kekse aus.
In den U-bahnen von Tokyo
ist es immer leise. Wie voll der Zug auch sein mag, niemand kommt auf
die Idee Laut zu reden oder laut zu telefonieren. Allerdings fehlte
mir der Augenkontakt zu anderen Menschen etwas. Tatsächlich guckt
die Mehrheit auf ihr Smartphone, in einen Manga, eine Zeitung oder
einfach auf den Boden. Meine Gastmutter erzählte mir später das zu
langes anschauen einer Person diese verunsichern würde... ups, da
hab ich wohl einige verunsichert.
Auch ich wurde nie
wirklich angestarrt, dennoch merkte ich oft genug, dass ich ein
auffälliger Gast bin. Das merkwürdige ist, obwohl ich größer als
die meisten Japanerinnen bin, in ihren Augen älter als 19 aussehe
und auch nicht zierlich wirke habe ich in den letzten Tagen so oft
das Wort „Kawaiii...“ gehört, wobei ich mich immer fühlte wie
ein monströses Riesenbaby. Überaus freundliche Japaner beschenkten
mich, wollten Fotos mit mir machen, bastelten Plakate mit der
Aufschrift „Willkommen Miriam“ oder fragten mich über deutsches
Bier aus. Einmal, ich war mit einer Japanerin die ich kennen gelernt
hatte einkaufen, fuchtelte ein Mann wie wild mit einem Heft unter
meiner Nase und plapperte gleichzeitig etwas er wolle ein Foto für
eine Zeitschrift von mir machen, scheinbar das bewegte Papier in
seiner Hand.
In unseren Kulturstunden
im ICYE office erfuhr ich außerdem, dass nackt sein, auch beim
Umziehen, in Gegenwart des anderen Geschlechtes, unter sexuelle
Belästigung fällt. So schlug ich mich immer voll bekleidet durch
Probleme mit meiner Visacard, probierte unter anderem Natto-Maki
(Natto besteht aus Sojabohnen die schon etwas älter sind. Meiner
Meinung nach schmeckt es nach Hefe, die Konsistenz ist allerdings
unbeschreiblich und seeeehr gewöhnungsbedürftigt. Mich hat sie ein
wenig an ein Spinnennetz erinnert.) und verabschiedete schließlich
all die tollen Menschen mit denen ich die Zeit in Tokyo verbracht
habe.
Zuletzt, seid ich in Japan
bin habe ich noch kein einziges Mal in einem Bett geschlafen... Wer
sich nicht an einen Futon gewöhnen möchte sollte nicht nach Japan
reisen.
Aktueller stand
Ich bin in Shintoku
angekommen... Fortsetzung folgt. Es bleibt also spannend...
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