Nihongodedoso! (Japanisch Bitte!), ist wörtlich übersetzt wohl eher eine Einladung an mich selbst, die ich mir ein Jahr zu Herzen nehmen möchte... gleichzeitig lade ich aber auch euch ein meinen Blog zu lesen und mit mir ein Jahr in Japan zu erleben!
Vorkenntnisse der japanischen Sprache oder Kultur sind nicht notwendig....ich hoffe vielmehr auf Erkenntnisse!

Mittwoch, 3. Juni 2015

Zurück aus dem Ruhezustand

Seid ca. zwei Monaten bin ich wieder in Japan. Gut ein Jahr habe ich darauf gewartet das sagen zu können. Dann stand es fest das ich für ein Jahr an der Ferris-Universität-Yokohama studieren werden würde und in den Monaten die darauf folgten erschien es mir einfach unglaublich. Ab Dezember hatte ich keine Sekunde Zeit überhaupt daran zu denken und als Mitte Februar die Semesterferien begannen trödelte und reiste ich herum, sodass die letzten Wochen in Deutschland zu einem nervenraubenden Ereignis wurden. Nicht nur, dass ich merkte noch einiges an Vorbereitung in Angriff nehmen zu müssen, ich bekam auch noch kalte Füße. Mir wurde klar, dass ich nicht in die Vergangenheit die ich so vermisst hatte zurückreisen würde, sondern, dass mir ein ganz neues Ereignis bevorstand.
Mein 12 Stunden Flug nach Narita Tokyo wo ich neben tausenden anderer Austauschstudenten die alle pünktlich zum neuen Semester am 01.04 in Japan ankamen, drei Stunden in der Schlange auf die Ausstellung einer Ausländerkarte wartete, flog mich tatsächlich nicht zurück ins Jahr 2013 sondern allerhöchstens in einen japanischen Abklatsch von 1984.
Drei Stunden zu spät kam ich in der Flughafenhalle an. Ich hatte schon alle Hoffnung aufgegeben den von der Ferris angekündigten Abholservice in Anspruch nehmen zu können, doch die nette Ferris Studentin wartete tatsächlich noch immer, mit einer kleinen, roten, verfransten Fahne auf der in goldenen Lettern „Ferris“ zu lesen war. Trotz drei Stunden Warterei verzog sie keine Mine, sondern war reizend freundlich und schenkte mir Schokolade die meinem sich verknoteten und verdrehten Magen grade noch gefehlt hatte. Als wir den Flughafen verließen und die feuchtwarme Luft meine Lunge füllte, sich die riesigen Gebäude vor dem dunkel werdenden Himmel erhoben und ich mir einen Flasche kalten Tee am Automaten kaufte traf es mich wie der Schlag: Ich bin in Japan!
Nach einer vier stündigen Fahrt mit Bus und Taxi erreichten wir das Studentenwohnheim. Wenn ihr Studentenwohnheim hört bitte keine falschen Assoziationen. Worin auch immer ich lebe hat nichts mit einem deutschen Studentenwohnheim zu tun und soweit ich weiß auch nichts mit einem dänischen oder englischen oder... ich nutze dieses Wort aus Ermangelung eines besseren.

Big Brother is watching you

Big Brother ist in diesem Falle der Hausmeister und wer weiß an wen meine Daten (siehe unten) noch alles weiter gegeben werden.
Daten dessen Aufnahme erfolgt sind: Wann ich das Haus verlasse und wann ich wieder heimkehre. Kontrollmethode ist ein Chip mit dem ich aus und auch wieder einchecken muss. Wann ich draußen übernachte und wo wird auf einem Zettel festgehalten auf dem ich angeben muss wer ich bin, wo ich studiere, meine Handynummer (hab ich glücklicherweise nicht) und von wann bis wann ich bei wem (Name, Adresse, Beziehung) übernachte. Was ich entsorge wird ebenfalls kontrolliert, mit der Begründung die strikte Mülltrennung des Bezirks einzuhalten.
Sollte ich aus irgendwelchen unersehnlichen Gründen (Zug hat Verspätung, falschen Zug genommen, Opi wird von Unruhestiftern verprügelt und ich muss die Polizei rufen) mal nach 24 Uhr nach hause kommen, muss ich entweder auf der Straße schlafen oder mit fremden Menschen nach hause gehen, denn das Wohnheim macht um 24 Uhr zu und öffnet erst um 6.30 Uhr wieder. Aber hey, ist ja alles nur zu unserer Sicherheit. Wenn ich so darüber nachdenke machen sogar die 1.70m kleinen Zimmertüren Sinn. Höchstwahrscheinlich sollen sie die Riesen, die ja bekanntlich in Stadtregionen hausen, davon abhalten in unsere Privatsphäre einzudringen.

Ferris Color

Mit der Zeit dämmerte es mir warum das Wohnheim so ist wie es ist. Die japanischen Studenten erscheinen mir im Durchschnitt nicht nur physikalisch jünger als die Deutschen (18~22). Wenn ich Gesprächen über Lieblingsidole, Frisuren, und Katy Perry in der Uni lausche fühle ich mich erstaunlich alt.
Die Ferris-Universität an der ich derzeit studiere ist eine Frauenuniversität von vergleichsweise kleiner Größe. Ihre Studentinnen sind entzückend. Wohl gekleidet, größtenteils den Regeln folgend, mit einer lieblichen Stimme gesegnet und stets freundlich (ohne Gewähr).
Ich besuche größtenteils Japanischkurse für nicht Könner, hab aber auch vier andere Seminare die mich mehr oder weniger überfordern. Nach den 10 Tagen Einführung bin ich aber ehrlich gesagt sehr stolz, dass ich es überhaupt geschafft habe etwas zu belegen. Voll im Jetlag habe ich den Einstufungstest für Japanisch überlebt und all die Informationen an mir vorbei schweben lassen die uns in geballter Fassung innerhalb eines Tages um die Ohren gehauen wurden. Was ein Glück das wir fünf Pinke Informationsbroschüren bekommen haben von denen ich keine einzige lesen kann. Und eine süße Ferris-Tasche, in Blau mit Pinkem Aufdruck. Wie passend das Motto der Ferris doch ist: For Others.
Nach zwei Monaten an der Ferris wurden ich und die neun anderen Austauschstudenten vor die Aufgabe gestellt eine Farbe auszuwählen die wir mit der Uni assoziieren. Die einstimmige Antwort nach ca. zwei Sekunden Bedenkzeit war Pink.

Hyperprävention: Aufpassen dass keiner denkt

An einem Sonntagmorgen ging ich schwimmen. Ich hatte die Absicht etwas Gutes für meinen Körper zu tun, statt dessen lernte ich wie die Entwicklung der Japaner zu selbstdenkenden Wesen verhindert wird.
Nach ca. 30 Minuten Anreise erreichten eine andere Austauschstudentin und ich ein kleines Schwimmbad irgendwo im Nirgendwo. Der Spaß begann schon in der Umkleidekabine als ich versuchte meine neu gekaufte, knallrote Bademütze über meinen Schopf zu ziehen (Badehaube ist ein Muss in japanischen Sportschwimmbecken). Sie war einfach viel zu klein. Vielleicht hatte ich den Fehler gemacht eine Kinderhaube zu kaufen? Ich weiß es nicht. Mit schlecht sitzender Badehaube und als die Einzige in „normalem“ Badeanzug (die Japaner trugen etwas was man in Deutschland vielleicht als Taucheranzug bezeichnen würde) betrat ich ziemlich beschämt die Schwimmhalle. Das Becken war leer, einzig die Bänke am Beckenrand mit Leuten gefüllt. Langsam fragte ich mich wirklich wie ein Schwimmbad mich auf bisher nicht gekannte kulturelle Unterschiede stoßen lassen könne. Was macht man in einem Schwimmbad wenn nicht Schwimmen? Die Antwort ist: Pause. Wir kamen genau rechtzeitig zur Pause.
In dem kleinen Schwimmbad standen doch tatsächlich fünf Aufpasser, die aufpassen müssen sich beim Aufpassen nicht auf die Füße zu treten, um das noch kleinere Becken herum und pfeifen alle 50 Minuten zur 10 minütigen Pause. Als ob ich nicht selber wissen würde wann ich Pause machen will! Aber was erwarte ich in einem Land wo man Plastikflaschen und Coladosen in getrennte Mülleimereingänge schmeißt nur um festzustellen das sie in ein und dem selben Mülleimer landen.
Trotzdem, die Japaner sind gut im Schwimmen und ich hatte noch mehr Grund mich zu schämen. Nicht nur das ich nicht vernünftig kraulen kann, ich verlor auch andauernd meine Bademütze und hatte mangels einer Taucherbrille ständig Wasser in den Augen. Da das Becken aber höchstens 1,30m tief war konnte ich zumindest nicht ersaufen aber die Angst das einer der Aufpasser ins Becken springen und versuchen könne mich zu retten blieb. So war ich ziemlich froh als nach 50 Minuten die Pausenpfeife trillerte. Für einen Moment überlegte ich einfach im Becken zu bleiben nur um zu sehen was sie tun würden, die Aufpasser, wenn ein dummer Ausländer nicht gehorsam ist und kein Verständnis der japanischen Sprache zeigt, entschied mich dann aber doch meiner lieben Mitschwimmerin die Peinlichkeit zu ersparen.
Es blieb nicht beim Schwimmbad. Nur einen Tag später bewunderte ich die Klopapier-abreiss-Anleitung auf einer öffentlichen Toilette und Menschen die bei der Arbeit im Garten einen Helm tragen (keine Ausnahme).
Auch verstehe ich täglich mehr und wie wunderbar das auch sein mag, die Nebenwirkungen machen mir manchmal zu schaffen. Ich kann nicht anders, ich ärgere mich einfach wenn mir durch ein schräpiges Megaphon in der Dauerschleife das Gleiche entgegen geschräbt wird.
An einem wunderbaren Tag wie gestern, an dem ich eines der schönsten Feuerwerke meines Lebens gesehen habe, über einem dunklen Meer auf dem unzählige, leuchtende, kleine Schiffe dahin glitten, stellt Japan ein Heer von Polizisten auf, gleich wie am Tag einer Dortmunder Rechts Demo. Nur das diese Polizisten nicht mit Pistolen sondern mit den bereits erwähnten schräpigen Megaphonen bewaffnet sind durch die sie Leute anschreien die nicht an einer Ampel, oder bei Rot über die Straße gehen „Das ist gefährlich!! Gehen sie bitte nicht über die Straße!“. Eine Straße auf der im Fünfminutentakt ein halbes Auto kommt. Und falls grade mal kein Unruhestifter an unrechtem Ort die Straße überquert dann rufen sie andere Sachen die jeder geistig fitte 6 jährige sich auch selber denken kann. Gut das sie sonst nichts tun außer rufen. Eine Taktik die wohl nirgends woanders auf der Welt funktioniert. Hab ich gleich mal ausgenutzt und bin unrechtens über die Straße gegangen aber dank meiner blonden Haare wurde mir doch tatsächlich eine Ermahnung erspart. Stattdessen teilte der Schreihals lieber fünf anderen Japanern mit, dass sie genau den Weg den ich grade problemlos eingeschlagen hatte nicht mehr nehmen können da es schon zu voll sei. Pech gehabt!

Vom Beben und Surren

Japan erscheint mir so verzaubert und friedlich wie eh und je, wie eine Welt unter einem Schleier den ich nicht ganz durchschauen kann. Die Tage sind heiß und versetzen mich in eine Art Delirium, die Nächte warm, weich und voll von Magie. Dennoch habe ich zuweilen ein ungutes Gefühl im Bauch, ein Gefühl, dass ich nicht mit Japan verbunden habe bis April diesen Jahres. Erstaunlich oft wird die Erde unter mir erschüttert. Fast täglich spüre ich ein kleines Beben was mich aufhorchen lässt. Und über unseren Köpfen surren viel zu oft grotesk aussehende Militärflugschiffe, deren mächtiger Motorton die Luft zum schwingen bringt und bedrohlich in die Ohren kriecht. 


Es bleibt jedenfalls spannend...

Sonntag, 24. November 2013

Es riecht nach Yakitori... die letzten Fotos










Es riecht wieder nach Pommes...

...auf den Straßen und nicht nach Yakitori. Die Stadt ist leer von Menschen und voll von Platz. Die Häuser sind klein. Der Raum zum leben groß. Die Züge kommen zu spät und es stinkt in ihnen. Beim einsteigen in den Zug stellt sich keiner an, es wird gedrängelt. Auf der Rolltreppe ist links kein Platz zum vorbei gehen. Die Menschen sind groß und laut und stellen sich gerne in den Mittelpunkt. Viele Gesichter wirken griesgrämig und Kleidung ist oft trostlos. Sonntags und nach 20 Uhr sind die Geschäfte zu. In den Geschäften wird man von den Verkäufern angeschnauzt. Das Obst ist günstig. Das Brot ist lecker. Auch das Bier ist gut und stark und macht mich schnell betrunken.
Das Licht der Sonne erscheint mir kühl und Berge kann ich nicht sehen...
Mir blieb nicht viel Zeit über all das nachzudenken, denn schon nach einer Woche IKJA Seminar in Deutschland begann die Universität.


Ich hatte mich nicht wirklich auf meine Rückkehr gefreut. Ich wusste überhaupt nicht was ich davon halten sollte. Als mein Flieger, 20 Stunden nachdem ich Tokyo verlassen hatte, in Düsseldorf landete konnte ich die Tränen die plötzlich, völlig ungewollt aus meinen Augen quollen, nicht unterdrücken.
Doch dann waren sie da, am Flughafen, Familie und Freunde. Es war und ist wunderbar die Menschen wieder zuhaben die ich ein Jahr lang vermisst hatte.
Es war auch aufregend zu sehen wie innerhalb eines Jahres sich Dortmund verändert hatte. Ein Fußball Museum vor dem neuen Hauptbahnhof der meiner Meinung nach noch immer und kaum anders, hässlich ist.
Die Aufregung der Rückkehr verflog schnell. Ich versuchte mich dazu zu bringen mich nicht mehr zu verbeugen und nicht mehr nach den Toilettenschuhen zu suchen. Mehr und mehr ernüchterte ich, und all die wunderbaren Erinnerungen wurden zu kleinen Stichen in der Gegend des Herzens.
Etwas neues begann. Nun habe ich schon fast wieder so etwas wie einen Alltag. Es gibt durchaus schöne Dinge die mich erfreuen, aber eine gewisse Sentimentalität begleitet mich stetig und ist so notdürftig eingeschlossen, dass es nur einer Kleinigkeit bedarf und sie bricht aus.


Rückblick

Die letzten drei Wochen vergingen tatsächlich wie im Flug. Das ist etwas lästiges was die Zeit wohl so an sich hat. Möchte man das sie verstreicht so dauert nur eine Minute Stunden. Wünscht man sich jedoch die Zeit möge stehen bleiben so sind auf einmal drei Wochen vorbei ohne das ich wusste wo sie geblieben war, die Zeit.
Wir schliefen lange, besuchten das öffentliche Bad, trafen Freunde und bekannte, liefen durch Tokyo oder gingen am Fluss hinterm Haus spazieren.

Tatsächlich endete mein Jahr in Japan wo es begonnen hatte, in Tokyo. Dennoch hätten Anfang und Ende wohl kaum unterschiedlicher sein können. Diese unglaubliche Stadt war wohl noch nach einem Jahr die gleiche, das was sich verändert hatte war ich. Hätte man mir vor 12 Monaten gesagt ich solle alleine in Tokyo leben, wären höchstwahrscheinlich Angstzustände über mich herein gebrochen.
Was mir vor einem Jahr noch so fremd, so groß, so verwirrend vorkam, erfüllte mich nun mit einem Gefühl des Vertrauten, der Heimat, der Freiheit.
Es stresste mich nicht mehr irgendwo nach irgendetwas zu fragen, im Gegenteil, ich liebte es Japanisch zu sprechen, mich zu unterhalten. Ich fühlte die Bedeutung jedes Wortes das ich sagte und ich liebte jedes einzelne von ihnen, denn ich hatte jedes einzelne so bewusst in mich aufgenommen, dass es meinen ganzen Körper durchdrungen hatte.
Weder empfand ich die Menschenmassen als abnormal, noch verwirrte mich der elektronische Lärm in Zug und Bahnhof. Es gab zwar noch die ein oder andere Situation wo ich ganze 30 Minuten zu spät zu einer Verabredung kam, aber das noch nicht einmal weil ich mich verfahren hatte, sondern einfach deswegen, da ich vergessen hatte die Größe der Tokyoer Bahnhöfe und somit die Wegzeit vom Gleis bis zu einem der hunderttausend Ausgänge mit ein zu berechnen. Im Vergleich zu dem Schock den ich empfand als ich feststellen musste, dass es in deutschen Supermärkten kein Natto-Maki gibt waren meine gelegentlich schlechten Bahnhofs Erfahrungen jedoch harmlos.

Mich zu verabschieden viel mir schwer. Ich mag Verabschiedungen noch immer nicht, nach einem Jahr Übung verabscheue ich sie, so kommt es mir vor, sogar noch mehr. Nun weiß ich nämlich viel zu gut wie lange manche von ihnen schmerzen können.
Zwei Monate bin ich nun schon wieder hier, aber da ich grade von dem verheilen von bei Abschied entstandenen Wunden spreche, muss ich das schon wohl durch erst ersetzen.


ありがとうごさいました!
Ich möchte mich ganz herzlich bei allen bedanken die meinen Blog gelesen haben.
Ich hoffe, dass ich schon bald wieder einen Grund habe hier zu berichten.
Die nächste Japan Reise ist ehrlich gesagt schon in Planung...
...es bleibt also spannend...


Montag, 9. September 2013

Gangnam Style- Einen Monat Seoul



 Hyun-Ah

 Hyun-Ji

Miri


 Unser Zuhause









Koreanisches Essen





Templestay




Auf dem Lande















Lotte World


 

 

Tokyo



 

Joypolis





 

Sayonara Okaasan!!

Danke für ein Jahr Unterstüzung.
(Meine Gastfamilie aus Tokyo)


 

Der Größte Zufall

(Yumichan traf ich bei Starbucks. Sie hat ein Jahr in Deutschland gelebt)