Nihongodedoso! (Japanisch Bitte!), ist wörtlich übersetzt wohl eher eine Einladung an mich selbst, die ich mir ein Jahr zu Herzen nehmen möchte... gleichzeitig lade ich aber auch euch ein meinen Blog zu lesen und mit mir ein Jahr in Japan zu erleben!
Vorkenntnisse der japanischen Sprache oder Kultur sind nicht notwendig....ich hoffe vielmehr auf Erkenntnisse!

Sonntag, 28. Oktober 2012

Jubilonat: Einen Monat hier!









Der Herbst in Shintoku






Die tägliche Arbeit



 Expidition 1

Freie Zeit...





Das große Putzen



Park Golf


Jubilonat: Einen Monat hier!

Von einem auf den anderen Tag kam der Herbst und mit ihm eine eisige Kälte, die mir beim arbeiten den Körper hoch kriecht, meine Finger und Füße taub werden lässt.
Dennoch ist das herbstliche Hokkaido ein wundervoller Anblick. Jeden Morgen geht die Sonne hinter den, mit erstem Schnee bedeckten Bergen auf und taucht die gelb, orange, rot und braun gefärbten Wälder in goldenes Licht. Tief hängt sie den Tag über deren Kuppen bis ihr der Mond gegenüber steht. Oft regnet es, auch wenn am strahlend blauen Himmel keine einzige Wolke zu sehen ist, und dort wo sich Licht und Wasser treffen entstehen Regenbögen in der eisigen Luft. Schon wird mein warmer Atem draußen zu einer weißen Nebelmasse.

Auf der Kyodo Gakusha ist die Erntezeit fast vorbei, jetzt werden Pakete mit Gemüse, Käse, Fleisch und Keksen gepackt und verschickt. Vereinzelt ziehen wir hierfür noch Möhren aus der erde oder holen Lach von den Beeten, aber hauptsächlich wird geputzt, gewogen und gepackt.
Ich frage mich täglich wann es vorbei ist mit dem frühen aufstehen... Es ist mittleidslose Quälerei wenn der Wecker um 4.30 Uhr klingelt und ich meine Decke zurück schlage. Mit jedem Tag zögere ich es eine weitere Minute heraus.

Wenn die Erde bebt...

Um ca. 9 Uhr lag ich erschöpft im Bett. Es war schon seit Stunden so dunkel, dass man seine Hand vor Augen nicht mehr erkennen konnte... und da bebte die Erde. Vielleicht nur für Sekunden, vielleicht eine Minute... Niemals habe ich etwas vergleichbares erlebt. Es war als wäre der Boden unter mir zum Leben erwacht, als würde er sich nach langem Schlaf erheben. Es hatte etwas so unheimlich mächtiges, dass ich den Atem anhielt, wartend auf was auch immer passieren mochte... Die Lampe über mir bewegte sich in der Dunkelheit, alles um mich herum schwang mit. Es hätte alles kommen können... Doch die Erde unter mir schien wieder eingeschlafen zu sein und ich atmete weiter.

Als es das zweite Mal bebte saßen wir beim Abendessen versammelt. Für ein paar Sekunden verstummte das Gespräch, mit aufmerksamem Blick wurde aufgeschaut und dann... als wäre nie etwas gewesen, wurde weiter gegessen, geredet, gelacht. Nur ich saß wie vom Donner gerührt auf meinem Platz und besorgt schauende Japaner fragten mich ob ich alles in Ordnung sei oder ob ich vielleicht Fieber habe...

Die Antwort auf meine Frage wie Japaner mit ihrer bewegten Situation umgehen... Ja, es gibt eine gewisse Aufmerksamkeit... Keine konstante Angst aber doch ein Lauschen, eine gewisse Anspannung.

Mit Schwamm und Besen

Zwei Mal im Jahr startet auf der Kydo Gakusha eine Putzkolonne ihr Werk und säubert das Haupthaus. Leute von der Farm und Leute aus der Stadt säubern nicht nur Küche, Speiseraum und Treppe, sondern auch die Zimmer einiger Bewohner.
Falls ich jemals etwas ekeligeres gemacht habe, muss ich den Gedanken wohl verdrängt haben... Staub, Spinneweben, Käferleichen und Gerümpel... Die Küche, mit einer gelben Smogschicht überzogen... Schwarze Flächen, die erst nach langem Schrubben ihre Ursprungsfarbe (weiß) offenbarten. Ein undefinierbarer Gestank der uns aus einigen der Zimmern entgegenschlug. Schnell begriff ich, dass ich mich nicht so voreilig über den verteilten Mundschutz hätte lustig machen sollen. Den ganzen Tag fühlte sich mein Magen sehr merkwürdig an... Obwohl ich den ganzen Tag in kompletter Arbeitsmontur (d.h Regenhose und Regenjacke) gearbeitet hatte, duschte ich an diesem Abend bestimmt eine Stunde um das Gefühl von Staub und Schmiere von mir zu waschen.

Tiefer in die Schuldenfalle

Der Plan war in meiner Mittagspause in die „Stadt“ zu fahren. Ich wollte Geld abheben.
Da ich völlig Bargeldlos hier ankam und bisher nur Sonntags, wenn Post und Bank geschlossen sind in Shintoku unterwegs war, hatte ich bereits Schulden auf mich geladen um einige Besorgungen zu machen, die ich nun endlich begleichen wollte. Also schwangen wir uns aufs Fahrrad. Schon in Tokyo hatte ich es bei der Post geschafft an Geld zu kommen.
Da der Geldautomat einen eher beängstigenden Eindruck auf mich machte ging ich direkt zum Schalter und bat um Hilfe. Nach einem erstaunten Blick auf meine Visa Card begleitete ein junger Mann mich freundlich, irritiert lächelnd zum Automaten. Doch auch nach umstellen der japanischen Hieroglyphen in förmliches Englisch spuckte der Automat meine Karte sofort wieder aus. Sich offensichtlichst und mit voller Körpersprache wundernd, hin und her gerissen zwischen Amüsement und schlechtem Gewissen erklärte mir der sympathische Postofficeangestellte immer wieder „mmmh, dekinai“ (es geht nicht) und dass ich eventuell mit dieser Karte nirgends in Shintoku Geld abheben könne. Vielleicht hätte ich diesem, scheinbar weisen Propheten, der mich noch eifrig lächelnd zur Tür begleitete und mir deutlich belustigt und verwundert hinterher blickte, Glauben schenken sollen. Stattdessen betrat ich voller Optimismus die Bank von Shintoku.
Hier verbrachte ich eine halbe Stunde auf der Wartebank, während ein zu tiefst bemühter Bankangestellter, mit meiner Visa Card auf einem kleinen grünen Tablett, immer wieder vom Geldautomaten zum Telefon rannte und jedes Mal wenn er an mir vorbei lief unter vielen Verbeugungen etwas in Richtung „Entschuldigen sie bitte, einen kleinen Moment noch“ nuschelte. Die Anstrengung des übertriebenen Dauerlaufes, vielleicht auch einfach die Anspannung weil das, was auch immer er versuchte nicht funktionierte, trieb ihm den Schweiß auf die Stirn und ließ sein Gesicht mehr und mehr die Farbe einer Kirsche annehmen. Schließlich fiel er vor mir auf die Knie um sich schwer betroffen bei mir zu Entschuldigen für eine Tatsache die mir während meiner Wartezeit zu dämmern begann... Ich würde in Shintoku nicht an Geld kommen! Im Nachhinein kam in mir die Frage auf, ob das auch ihm von Anfang an klar war und er mir nur zeigen wollte, dass er auch wirklich alles versucht. Falls es so war hat er mich dadurch nur noch ärmer gemacht als ich ohnehin schon war denn, wie wir Deutschen wissen: Zeit ist Geld.

Handtücher und Socken

Nachdem Totani in adrettem Pullover, Schal und Mütze zum Frühstück erschienen war, tauschte auch ich Jogginghose und Gummistiefel gegen Jeans und Lederschuhe, denn diesen Vormittag spielten wir Park Golf. Park Golf ist Golf im Kleinformat, hat allerdings keinerlei Ähnlichkeit mit Minigolf. Wir heißt: die Menschen der Kyodo Gakusha. Die Menschen der Kyodo Gakush heißt: für Spaß ist gesorgt.
Ersteinmal waren meine Bemühungen etwas ordentlicher auszusehen vollkommen überflüssig bzw. überwogen deutlich jene, die auch an diesem Tag weder Jogginghose noch Gummistiefel zu hause ließen. Auch hätte ich mich nicht so beeilen müssen um 5 Minuten früher am Treffpunkt zu erscheinen, denn wir hatten es mit bestorganisierten Japanern zu tun. Bereits einen Abend vorher war die Liste erstellt worden die regelte, wer mit welchem Auto fahren würde. Das hinderte sie allerdings keinesfalls daran, dass ganze noch Einmal beim Frühstück zu diskutieren und kund zu tun, bis wir dann um 9 Uhr am vereinbarten Treffpunkt irgendwie doch eine halbe Stunde mit abwägenden Überlegungen bezüglich der Autofahrt verbrachten.
Das Golf spielen war dann aber so lustig, dass sich jegliche Wartezeit gelohnt hatte und für die 20 besten von uns gab es neben dem Teilnehmerpreis den alle bekamen, einem paar mir viel zu kleiner Socken, noch 2 schön verpackte Handtücher. Wer würde in einem so praktischen Land wie Japan auch auf die Idee kommen Urkunden oder Medaillen zu verteilen...?

1. Kommt es anders und 2. als man denkt

Am letzten Samstag im Monat werden auf der Kyodo Gakusha die Geburtstagskinder der letzten vier Wochen geehrt, es findet also eine Art Geburtstagsparty statt.Ich weiß nicht woher meine Erwartung kam... vielleicht war es die Bezeichnung „GeburtstagsPARTY“, vielleicht war es auch die nicht geringe Zahl an alkoholischen Getränken die sich nach 3 Stunden Zubereitung des Abendessens auf den Tischen befand... jedenfalls hatte ich sie, ich erwartete einen langen Abend. Das Essen war ausgezeichnet und nach einer halben Stunde hatte sich die übliche Lautstärke um das dreifache gesteigert, was, neben der Tatsache das viel mehr Menschen als üblich anwesend waren, am konsumierten Alkohol lag. Da ich bei einem Zusammentreffen mit guten Freunden auch ohne Alkohol laut spreche und viel lache fühlte ich mich hierdurch keinesfalls verschreckt, im Gegenteil. Erstaunlich waren eher die Nebeneffekte die bei einigen auftraten, aber auch diese waren eher belustigend als alles andere. Was mich wirklich schockierte war: Zwei Stunden nach Beginn der „Party“ waren so gut wie alle verschwunden. Der Alkohol war leer und die meisten schlafen gegangen. 

Aktueller Stand:

Nächstes Wochenende fahren Lukas, Sam und ich nach Sapporo. 
 
Es bleibt also spannend...


 

Sonntag, 14. Oktober 2012

Erste Eindrücke


Der Bahnhof von Shintoku









Der Hof und seine Umgebung

Das Yasai Team


Soba 










Das Düngen der Felder-mit Hornpräperaten