Mit
nur 20 Minuten Verspätung erreichte ich, am Abend des 28.08, den Flughafen
Gimpo, Seoul. Glücklicherweise stand der Hinweis, das
Toilettenpapier in den Mülleimer zu werfen und nicht in die
Toilette, auf dem direkt aufgesuchten WC, auch auf Englisch
geschrieben. Jetzt musste ich nur noch durch die absolut nötige
Ausländerregistrierung, d.h meine Fingerabdrücke und Foto für den
koreanischen Staat, und dann konnte ich endlich meine zwei Jahre
nicht gesehenen Freundinnen in die Arme schließen.
So
hätte ich eventuell gedacht wenn ich nicht bereits ein Jahr in Japan
gelebt hätte. Wenn ich nicht an absolute Pünktlichkeit und
bedingungslose Freundlichkeit eines jeden Arbeiters im öffentlichen
Dienst gewohnt gewesen wäre.
Stattdessen
war ich schockiert, ja erschrocken als mich der Mann in der
Auslandsregistrierung auf koreanisch angiftete.
Aus
mir selbst unerfindlichen Gründen hatte ich mal wieder den Fehler
gemacht etwas zu erwarten. Diesmal war es, dass Korea und Japan
irgendwie ähnlich sein müssten. Das ist NICHT der Fall. Und so
kostete es mich mindestens eine ganze Woche um eine Art
unvorhergesehen Kulturschock zu überwinden.
Natürlich
haben auch Japan und Korea etwas gemeinsam: Dort leben Menschen die
alle ihren Bedürfnissen nachgehen. Doch da ich bestimmt nicht die
einzige bin die Japan und Korea als grundlegend ähnlich erwarten
würden, hier ein kleiner Einblick in die Unterschiede.
Fangen
wir an mit dem Essen. In der japanischen Küche wird meist nur kurz
gegart und leicht gewürzt, so behalten die Dinge nicht nur ihre
Form, sondern auch ihren ursprünglichen Geschmack. Koreanisches
Essen ist dagegen zu 90% rot und scharf.
Das
Verständnis von Sauberkeit ist ebenfalls verschieden.
Hier ähnelt Korea Deutschland. Eine für einen Japaner äußerst
dreckige Straße, würde einem Koreaner aus Gewohnheit wahrscheinlich
nicht weiter auffallen.
Was
Frauen in Japan und Korea betrifft so scheinen sie in beiden Ländern
größten Wert auf ihr Äußeres zu legen. Während die Japanerinnen
täglich falsche Wimpern ankleben, legen sich die Koreanerinnen ganz
selbstverständlich unters Messer und lassen sich nicht nur die
Augen, sondern auch gleich die Nase, das Kinn und die Wangen
umschneidern. Kleidungs- und Verhaltenstechnisch ist in Japan gefragt
wer „süß“ ist, die Koreanerinnen wollen „sexy“ sein.
Jegliche
Facetten der kulturellen Unterschiede hier aufzuführen würde meinen
Blog sprengen, zwei Dinge jedoch noch: Erstens, anders als in Japan
sah ich in Korea Paare die sich auf der Straße küssten und schon
beim ersten Treffen umarmte ich die Freunde meiner Freundinnen. Auch
sonst schien den Koreanern "Körperkontakt" kein Fremdwort zu sein.
Das
zweite ist, „Alt regiert Korea“. Auch in Japan ist Respekt vor
älteren gefragt, in Korea schien mir dieser Respekt jedoch eine
andere Dimension zu haben und auch ich lernte schnell Koreas Omas und
Opas zu fürchten.
Zuletzt
der größte und problematischste Unterschied: eine Insel im
Japanischen Meer. Die Koreaner nennen sie Dokdo und sind der
Überzeugung diese Insel sei koreanisch. Die Japaner bezeichnen sie
als Takeshima und als japanisches Gebiet.
Nach
einer etwas anstrengenden Eingewöhnungsphase, nicht nur an die
koreanische Kultur sondern auch an das Klima, das Essen und die
Tatsache, dass ich einfach nichts verstand, begann ich, vor allem dank
meiner 2 Jahre lang vermissten Freundinnen, Korea zu lieben.
Da
Korea einfach günstiger ist als das unbezahlbare Japan, erlaubten
wir uns recht häufig ins Kino zu gehen, draußen zu essen und zu
trinken, wir besuchten ein Musical und einen Vergnügungspark,
schliefen meist lange um der Hitze zu entgehen und genossen den Abend
der meist angenehmer war.
Zwei
Tage verbrachten wir in einem Tempel außerhalb von Seoul. Das einzig
Gute an dieser Erfahrung war das unbeschreibliche Glücksgefühl als
wir den Tempel wieder verließen und zurück nach Seoul fuhren.
Letztendlich
stand am 28.08 ein deutsches, weinendes Mädchen am Flughafen Gimpo,
das sich fragte warum alles schöne sobald ein Ende haben muss.
Als
ich nach 1 ½ Stunden Flug in Osaka ankam, hatte ich zwar das Gefühl
wieder zuhause zu sein, allerdings die Hälfte von mir in Korea, bei
meinen zwei lieben Freundinnen gelassen zu haben.
Aktueller
Stand:
Ich
bin in Tokyo. Ich habe frei. 3 Wochen.
Ich
denke es ist ein wunderbares Ende für dieses eine Jahr, mit all
seinen Hochs und Tiefs.
Von
uns Volunteers sind nur noch zwei hier. Ich und Mischka. Wir beide
haben das Gefühl die Zeit läuft viel zu schnell und so versuchen
wir die uns verbleibende Zeit zu genießen, in vollen Zügen.
Es bleibt also spannend...