Nihongodedoso! (Japanisch Bitte!), ist wörtlich übersetzt wohl eher eine Einladung an mich selbst, die ich mir ein Jahr zu Herzen nehmen möchte... gleichzeitig lade ich aber auch euch ein meinen Blog zu lesen und mit mir ein Jahr in Japan zu erleben!
Vorkenntnisse der japanischen Sprache oder Kultur sind nicht notwendig....ich hoffe vielmehr auf Erkenntnisse!

Sonntag, 18. November 2012

Ein Kurztrip nach Sapporo und Eipareth

Sapporos Wahrzeichen- der Uhrenturm





Sapporo

Hündchen und Kätzchen in der Mikrowelle- eine Zoohandlung in Japan



Für die Verspielten


Und Japan sprach in die Nacht: es werde Licht!

Unsere nette Gesellschaft

Sake auf moderne Art...
 
...und wie man ihn trinkt!





Otaru






Auf den Bergen von Shintoku



Kartoffeln. Lass und graben!


Der erste Schnee (mittlerweile liegt er)




 






Ein Kurztrip nach Sapporo und Eipareth

Heimat ist da wo man liebt!

Ich befinde mich im Moment in Japan, auf Hokkaido... tausende von km entfernt von Deutschland, dem Land in dem ich geboren wurde, in dem ich aufgewachsen bin, in dem all die Menschen leben die ich liebe, meiner Heimat! Dennoch hatte ich während unseres Wochenendausfluges am 3./4.11 nach Sapporo zum ersten Mal hier das Gefühl dort angekommen zu sein wo ich hin gehöre...zuhause zu sein...denn ich habe mich Hals über Kopf in diese Stadt verliebt!
Sapporo wirkte auf mich ein wenig wie Tokyo in Miniatur. Ähnliche Architektur, die gleichen kleinen japanischen Autos, unzählige Leuchtreklamen die es in der Nacht erleuchten und ein berauschender Geräuschpegel. Musik dringt aus Geschäften und Restaurants, große Werbetafeln spielen Musik und die Ampeln hören sich an wie seltsame Vögel wenn sie auf grün springen. Dennoch ist es anders. Die Menschen wirken entspannter, die unzähligen Straßen sind weiter, die ganze Stadt ist offener als das beengende Tokyo, und nicht so voll!! Das liegt teilweise wohl daran, dass sich ein Großteil der Einkaufsszene unterirdisch abspielt. In diesen unter der Stadt liegenden Einkaufszentren bekommt man wirklich alles was man zum Leben braucht und alles worauf man eben so gut verzichten könnte! Doch auch über der Erde gibt es Einkaufsstraßen und das Susukino Viertel mit unzähligen Bars und Restaurants.
Wir erreichten Sapporo noch vor dem erste Bus, der in der Nähe von Shintoku vorbei, bis nach Sapporo fährt. Leute von der Kyodo Gakusha hatten uns im Auto mit genommen, da sie grade an diesem Wochenende einen Käsestand auf einer Art Lebensmittelmesse in Sapporo betrieben. Nachdem ich die Post gestürmt und endlich Geld abgehoben hatte, begannen wir unseren Marsch in Richtung Uhrenturm, dem Wahrzeichen von Sapporo. Laut Reiseführer sollte sich sich dem gegenüber auch eine Touristeninformation befinden. Ehrlich gesagt habe ich keine Ahnung was genau wir dort wollten, war auch egal denn erstaunlicherweise hatten die sonst so urlaubsscheuen Japaner aufgrund eines japanischen Feiertag an diesem Samstag die Arbeit niedergelegt. Als unwissende Ausländer hatten wir außerdem wieder den Fehler gemacht aus unseren bisherigen Erfahrungen zu schließen und nun zu erwarten, dass es sich lohnen würde das Wahrzeichen einer Stadt anzuschauen. Ja, der Uhrenturm, mit der Größe einer eingelaufenen Kirche und seiner westlichen Architektur hat uns besagter Turm natürlich fast umgehauen... so etwas ist wirklich exotisch wenn man den Großteil seines Lebens in einem christlichen Land verbracht hat in dem sich in jedem Dorf eine Kirche mit Uhr befindet.
Umso beeindruckender war allerdings unsere Shoppingtour unter der Erde und die Tatsache, dass es in einem japanischen Drugstore nur eine einzige Deosorte gibt, die nach Rose duftet und von der die 250ml Flasche umgerechnet 8 Euro kostet.
Als wir uns auf den Weg zu unserer Unterkunft machten um unsere Sachen abzustellen regnete es in strömen, was unseren Nachmittagsplan flutete. Wir kehrten also zurück und liefen durch die Stadt in der die Sonne allmählich von Leuchtreklamen abgelöst wurde.
Da wir in Japan sind ließen wir auch das Gamecenter nicht aus. Diese meiner Meinung nach völlig überflüssige Erfindung veranlasst junge wie alte Leute dazu stundenlang wie hypnotisiert vor einem Automaten zu stehen, sich wie unter Strom auf einer fiktiven Tanzfläche zu bewegen oder mit aller Gewalt im Rhythmus eines japanischen Songs auf elektronische Trommeln einzuhauen. Doch auch wir ließen uns an diesem Abend von dem mitreißen was ganz Japan zu begeistern scheint.
Hin und her gerissen zwischen Rückkehr zu unsere Unterkunft oder weiteren Aktivitäten trafen wir drei nette Japaner, die uns die Entscheidung abnahmen indem sie uns in eine Bar einluden.
Viel zu spät verließen wir am nächsten Morgen unsere Betten. Dass wir eigentlich bis 9 Uhr hätten aus checken müssen, hatten wir dankenswerterweise vergessen. Nach einem westlichen Frühstück stiegen wir in den Zug nach Otaru, einer Stadt am Meer, nicht weit von Sapporo, bekannt für ihr wunderschönes Glas und frischen Fisch.
Der Abschied von der Stadt fiel mir unendlich schwer...aber das änderte nichts. Um 21 Uhr waren wir wieder zurück, in Shintoku, dem Ort von dem ich mich mittlerweile frage was bzw. ob hier etwas lebt außer Kühe, Schafe und Schweine.

Beschäftigungstherapie

Bevor ich nach Shintoku kam versuchte ich mich oft daran zu erinnern wie sich Langeweile anfühlt. Ich hatte dieses Gefühl vergessen, ich konnte mich vage erinnern aber das änderte nichts daran das ich es nicht hatte. Manchmal wünschte ich mir sogar einen Tag Langeweile! An diesem Tag hätte ich so viele entspannte Dinge tun können. Aber so läuft das nicht. Das ist ja grade das Gemeine an der Langeweile. Langeweile ist keine freie Zeit, kein Urlaub, nichts zum entspannen. Langeweile ist wenn man nichts mit sich und seiner Zeit anzufangen weiß!
Die Japaner sind Weltmeister im bekämpfen von Langeweile. Was genau sie dagegen tun? Arbeiten. Falls einem Deutschen diese Arbeit als sinnlos erscheint: Ist sie nicht, da sie ja einzig den Zweck zur Bekämpfung von Langeweile hat. Da diese Methode bei mir seltsamerweise Langeweile in das noch viel Schlimmer Gefühl von Unzufrieden umwandelt, stehe ich ihr etwas skeptisch gegenüber. Auch der Name „Beschäftigungstherapie“ den ich ihr vorläufig gegeben habe, ist nicht ganz zu treffend, da er das Wort Therapie enthält. In der Medizin bezeichnet dieses Wort die Maßnahmen zur Behandlung einer Krankheit um eine schnellere Heilung herbei zu führen. Vielleicht wäre „Eipareth“ also zutreffender. Maßnahmen zur Behandlung von etwas Heilem um eine schnellere Krankheit herbei zu führen.
Und da wären wir dann bei meinem nächsten Punkt angelangt.

Die nackte Wahrheit

Wie schlimm es wirklich um mich steht ist mir erst jetzt klar geworden, nachdem ich die Wahrheit ausgezogen habe. Es gibt Dinge die ich einfach nicht nackt sehen möchte.
Aber was bleibt mir anderes übrig? Wenn ich mich morgens um 6 Uhr aus dem Bett quäle um dann stundenlang bei gefühlten minus Temperaturen, schweigend, in einem Schlammloch herum zu kriechen und nach Kartoffeln zu graben, nicht sicher ob das was ich finde wirklich Kartoffeln, Steine oder gefrorene Erde ist, dann kommen mir eben manchmal ein paar Gedanken die einiges in Frage stellen.
Vielleicht bin ich ja mittlerweile stumm geworden ohne es gemerkt zu haben!? Da meine Füße und Hände täglich schock gefrostet werden könnte es gut sein, dass sie ihre Jugend behalten, während der Rest meines Körpers in diesem einen Jahr einfach weiter altert... In all den Science-Fiction Filmen, die sich aus meiner Perspektive ja fast alle in der Vergangenheit abspielen funktioniert das schließlich auch. Also doch erst recht im Jahr 2012. 2012, ein Jahr indem die Menschen sich nicht mehr sicher sein können bekömmliches Essen im Supermarkt zu erhalten. Aber Ernährung ist wichtig für unsere Gesundheit und für unsere Gesundheit tun wir alles, in einem Jahr indem man sich der Zukunft im Alter nicht mehr sicher sein kann. Dafür geht man sogar soweit sich Hände und Rücken durch das ausgraben von Kartoffeln kaputt zu machen, um dann auch wirklich Lebensmittel zu erhalten die weder von Gentechnik noch vom Kontakt mit einer Maschine belastet sind, in einem Jahr indem es sogar energiesparende und umweltfreundliche elektrische Zahnbürsten gibt. Einem Jahr in dem die Arbeitslosigkeit Menschen wie mich soweit treibt für einen solchen Job auch noch zu bezahlen, auf Bett und WiFi zu verzichten. Trauen wir den Vorhersagen steht uns dann auch noch das Ende der Welt bevor... Falls ich wirklich mittlerweile stumm bin kann ich in diesem Fall noch nicht einmal um Hilfe rufen...

Aktueller Stand

Ich schreibe gegen meine Frustration an die, die letzte Woche mit sich gebracht hat. Der Winter bricht über Shintoku herein, es ist nass und furchtbar kalt. Von der bezaubernden Herbstlandschaft ist kaum noch etwas übrig. Manchmal ist der Regen so stark, dass wir nicht draußen arbeiten können. Dann werden Sitzkissen gefilzt oder Kerzen gezogen.
Nächsten Samstag beginnen für mich zwei Wochen Urlaub in denen ich Hokkaido bereise.
Ich freue mich auf diese Zeit, und ich freue mich auf meine Begleitung!



Es bleibt spannend...